Wellington – Nachlese – Impressionen

… zunächst noch eine Nachbetrachtung zum gestrigen Tag. Wahrscheinlich wirke ich etwas kränklich, warum sonst sollte fast jede Neuseeländerin und jeder Neuseeländer mich sonst fragen „how are you“. Was erstaunt, dass ist die Tatsache, dass auf dieses how are you die Gegenfrage mit einem how are you folgt. Es gibt aber auch das einfache hi. Ein förmliches good morning hab‘ ich noch nicht gehört, gibt’s aber bestimmt auch. Vieles gibt es auch, zweifellos gibt es Kriminalität, gewiss gibt es auch Aufgeregtheit und sogar Eis und Schnee, wovon in Wellington die Warnhinweise zeugen. Ich hab‘ aber bisher mit nichts davon Berührung gehabt.
Sieht man genauer hin findet sich viel Vertrautes und es nicht vieles fremd: deutsche Küchen, Kaffee und Kuchen, Barbers, auch Nails werden gemacht, Tattoos sowieso, Timberland und The Body Shop, ach ja, und die Roller zum Mieten gibt’s auch, allerdings nicht ganz so viele. Haben wahrscheinlich zu wenig Power für die Steigungen. Während After Work die Tassen hochgehalten werden, gilt draußen, die Finger davon zu lassen. Anders sind vor allem die Stoßzeiten, die Leute sind weniger hektisch und das Essen einseitiger. übrigens, bei uns ist draußen nur Kännchen, hier ist oft draußen nur ohne Bedienung, das heißt Bestellung an der Theke.
Gewiss gibt es auch hier Status, Leistungsdruck und Modebewusstsein, wird indes nicht so zur Schau getragen, man spürt es kaum. Wenn hier im Straßenverkehr gehupt wird, dann ist das nicht Ringglocke zum Schlagabtausch, eher ein gutgemeinter Hinweis. Wo die Kiwis ihre Aggressionen haben und was sie damit machen, weiß ich noch nicht. Ich weiß nichts über häusliche Gewalt oder Genaues über die Kriminalität. Eine angsteinflößende Aura strahlt keiner aus, ist nirgendwo zu verspüren. Ich denke, dass die Übeltäter nach einem Raubüberfall sogar noch einen Krankenwagen rufen. Das Misstrauen hab‘ ich mir zum Glück schon abgewöhnt, es ist hier unangebracht und Energieverschwendung. Hektik ist nirgendwo zu spüren, außer bei den Asiaten, die können das gut, genauso wie ihre Geschäftstüchtigkeit zu Markte tragen. Kommen die ins Spiel, geht einiges verloren. Ich hatte es bereits erwähnt, Asiaten und Europäer sind das Gift für die beiden grünen Inseln. Und wenn die Kiwis nicht wissen, wohin mit der Aggression, dann spielen sie Rugby – mit Leidenschaft. Anders scheint auch der Rhythmus des Lebens, der Mittwoch ist hier unser Montag, keine Fischbude an der Pier, einige Restaurants haben geschlossen (vielleicht Zufall) und überall weniger Menschen unterwegs, außer in den Bürostraßen. Büros gibt’s naturgemäß in einer Hauptstadt viele. Aber ab 15::00/16:00 Uhr gibt‘s Das gewohnte Ritual, alle, die einen Drink brauchen, strömen nach getaner Arbeit in die Bars. Oft gehen sie aber nach ein oder zwei Cocktails, das mag an den begrenzten Zeiten der happy hours liegen und ebenso an der Überzeugung, dass zu viel nicht gut tut. Sind das alles auch mehr Momentaufnahmen, bin ich dich beseelt von der Vorstellung, dass es gier überall und und überhaupt so ist, wie es meine Augen sehen. Langsam bereite ich mich nun auf einen gewaltigen wie harten Umbruch vor, denn morgen wechsele ich nicht nur die Inselwelten, sondern es wird auch ein Umzug aus der Landesmetropole in ein kleines Fischernest, sollte ich nicht zufälligerweise Charon in die Hände fallen, der mich direkt und ohne über Los in den Hades bringt.
Während ich wohl in Taupō noch Glück hatte und vom Erdbeben nicht verschluckt wurde, das erst ei  paar Tage später wütete, so drohen andere Plagegeister die Welt und mich im Griff habe  zu wollen. Die Corona-Warnung kann nicht auf einem direkten Kontakt beruhen, ich lass doch keinen Neuseeländer an diesen unberührten Körper.


Veröffentlicht in ... unterwegs.

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