Karoro – Aufsatteln

… die einen schleppen Anders- oder Gleichgeschlechtliche im Urlaub ab und nehmen sie mit aufs Zimmer, ich dagegen nehme vorlieb mit meinem Gastbike, das noch nicht mal von Qualität ist. Und zum Beweis hab‘ ich, obschon es mancher unappetitlich daherkommt, meine verbrannte Wade für die Ewigkeit abgelichtet. Aufgrund der schlechten Ausleuchtung kommt die ansonsten vorherrschende Latinobräune nicht so zur Geltung. Nichtsdestotrotz werde ich die Herausforderung des Tages annehmen und meine Runde drehen, was so ein ganzer Kerl ist – doch zunächst noch breakfast, selbst zubereitet. Kurz am Strand vorbeigeschaut, die beiden Cabrio-Fahrer von gestern gegrüßt, kurzer Blick aufs Flugfeld und letzte Tour angetreten zum äußersten West-Zipfel von Greymouth.



Natürlich habe ich mir eine Belohnung für die erfolgreich absolvierten Fahrradtouren verdient, auf ins Café, bevor die zumachen. Schön, über allheißt es „you‘re welcome“. Passiert mir in Deutschland nicht überall, manch einer mag mich da lieber von hinten sehen. Ja, ein wenig Mitleid hab‘ ich auch verdient. Erlebte Szene im Café: Ein Snack stand aus, ein ruhiger Hinweis des Gastes, ein Entschuldigen des Chef du Rang und ein freundliches Bedanken, als das Süppchen dann endlich kam, alles ohne Machtkampf und Kunde-ist-König-Gehabe. Die Caramel-Schnitte interessant, damit will ich nicht den Biolek geben, das Publikum auch interessant. Hier gibt’s wider Erwarten so was wie Mennoniten und Mormonen, aber barfuß.



Nun spüre ich deutlich Ich den Sattel, der hatte nicht meine Passform, aber ich jammere ja nicht, ich nicht. In der pharmacy bekommst Du auch ein gift, wie praktisch. Die Immobilienpreise sind sehr unterschiedlich, die Schuhschachtel recht preiswert, am Anwesen wird schon mal zugelangt, wenn bedenkt, dass weit und breit nichts Besonderes geboten wird. Für Bios gibt’s auch was und gebraut wird vor Ort. Die Oldtimer schwirren wieder umher, die Auflösung dafür, an einem Clubheim, für was auch immer, aus der Entfernung nicht zu erkennen, gibt’s ein Oldtimer-Treffen. Den amerikanischen Streifenwagen mit Originalblaulicht hab’ ich auch wiedergesehen, der hat „US COP“ auf dem Nummernschild stehen. Anders als in Deutschland kommt es den Straßenkreuzer-Eignern nicht auf Originalität, eher muss es originell sein, und je glänzender der Lack und chromiger die Felge, desto stolzer schauen die die Fahrzeug-Kapitäne.



Zum Schluss dann noch der Kampf mit den Fluten, die tasmanische See will erobert werden. Auf zum Ritt auf den Wellen und Stop, denn die Kraft, mit der die Wellen reinbrechen, und der Sog, mit dem sie alles ins Meer hineinziehen, sind respekteinflößend. Was mich außer der doch real drohenden Gefahr, weit und breit ist auch keiner im Wasser, ein Zeichen von da oben, davon abhält, den Sprung nach vorn zu wagen, das sind die Kieselsteine, die sogar vom Sog aufgewirbelt werden und mehr als spürbar am Körper Eindruck hinterlassen. Somit ziehe ich um eine Erfahrung reicher von dannen, immerhin Nass wie ein begossener Pudel, aber froh, überlebt zu haben. Greymouth, west coast, Tasmanische See, das war‘s.



 

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