TranzAlpine

… es ist schon traurig, das dies vorläufig die letzte Zugfahrt in Neuseeland ist, es ist auch traurig, dass damit schon so vieles vollbracht sein soll. Aber es ist auch der Anlass nach vorn zu schauen, warum nicht doch noch einmal irgendwann die Nordinsel  und irgendwann all die Orte, die jetzt nicht dabei waren: auf der Nordinsel Whitianga, Tauranga und vor allem Napier, gut, vielleicht auch Hamilton mit den Hobbits. Ja, und auf der Südinsel würden dann vor allem Queenstown, Nelson und Bluff am südlichen Ende auf der Liste stehen, ja, und vielleicht die Gletscher und der Fox-Glacier. Jetzt erst einmal Platz nehmen als Lobby-Tiger in der Motel-Lobby.



Dann selbstgewähltes Martyrium oder doch die schwäbische Mentalität, die in meinem Gelst schlummert, mach‘ ich doch einen Fußmarsch Richtung railway station mit schwerem Sturmgepäck, auch Mentalität, Einzelkämpfer-Mentalität. Da klirrt es mit Riesenradau in der Bar und die Chefin rennt hin und ruft fragend „you are well“, süß, erst das Personal, dann der Schaden. auf geht’s wieder einmal, vorbei an den gefiederten Fluggästen am Flughafen, die geduldig auf ihren Abflug warten und ein Wiedersehen mit der Bank, die meinen blauen Beutel beherbergt hat. Noch ein paar Impressionen und jetzt, wo mein countdown läuft, da erfahre dank des Gedenksteins, dass Greymouth eine Goldgräberstadt ist. Hätte ich das gewusst, wäre ich doch hiergeblieben und hätte mein Goldgräberglück gesucht. dann setz‘ ich das, was heute bisher war, schon mal online und schaue, was der Tag sonst noch bringt. Der Lokführer pfeift und alle springen, d.h. alle Räder rollen.



Was bei den Zugfahrten und mir noch fehlte, das war der Käfig des Grauens. Diese Lücke ist jetzt geschlossen, schnell habe ich nach der Abfahrt meine Chance gesucht, ganz allein ich im Käfig, ich mittendrin mit all meiner Lässigkeit. So viel unberührte Natur, klar, die gibt’s auch im Bayrischen Wal und im Schwarzwald, aber nicht sooooooo viel. Genauso viel Asische sind an Bord, ein Zug voller Imperalisten. Da mach ich mich auf in den Gastronomiebereich, wo ich altbekanntes Servicepersonal treffe, man kennt sich, man grüßt sich. Als besonderes Menü stelle ich mir noch einmal etwas Weihnachtliches zusammen: Christmas Turkey, Ginger Beer mit Spekulatiusflavour und nicht zuletzt Flat White. Irgendwie komisch, dass es das schon gewesen sein soll, der längste Tunnel veranschaulicht das Ganze, Einfahrt.



Der Tunnel hatte ein kleines Licht, das stetig größer wurde, meine Nachdenklichkeit ist geblieben. Ablenkung erfährt dies durch den Geruchszirkus um mich herum, ein buntes Durcheinander von Gerüchen, als ob die asische Mitfahrgemeinschaft heimlich ihre mobilen Garküchen mitgebracht hätten. Es riecht in der Tat, als ob in allen Teilen des Wagons gekocht würde. Der Speisewagen kann‘nicht sein, der ist 3 Wagons weiter und die kochen nicht. Also lenke ich mich mit schauen und schreiben ab, wir überfahren den Pass. Vorher noch ein kleiner Zwischenstopp, dann wird die Luft dünn, hier wohnen nur noch Schafe, das kann man/frau so oder so sehen. Ich hätte besser nicht rausgeschaut, schon rattern wir über eine Brücke mit einem verwitterten Lattenzaun als Geländer, wie romantisch – oder ohne alles, noch romantischer. Der Zug hüpft jedenfalls quietschvergnügt über die Schwellen, um sich frei und unabhängig von jeglicher Gleisführung zu fühlen. Doch der train bleibt seiner Linie treu und so kommen bald die Hecken zurück, ein sicheres Signal, dass die Fahrt nun langsam dem Ende zugeht, die letzte Zugfahrt.



 

Veröffentlicht in ... unterwegs.

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