Zwischen Marivale und Sydenham

… so, jetzt kann das neue Jahr auch in Christchurch beginnen, denn Chinesen haben gestern eindrucksvoll demonstriert, dass sie hier angekommen sind. Leider traf es mich unvorbereitet, als die die ersten Knaller explodierten. Als eine der bisher unerwähnten Urgewalten kam für mich nur Krieg in Frage, das konnte ich mir wiederum hier überhaupt nicht vorstellen. Mit der Zunahme der Lautstärke der Detonationen schwante mir (gerochen habe ich nichts). Schade, dass ich das verpasst habe, war nämlich direkt nebenan im Park. Die Qualität und der Umfang der Ballerei (weniger Feuerwerk) war dem Neujahrsfeuerwerk der Kiwis ebenbürtig. Glücklicherweise fand das Spektakel bereits um 22:00 Uhr statt. Wahrscheinlich werden heute zur Feier des Tages alle Souvenir-Shops und Imbisse geschlossen sein.
Ah, und da ist er wieder, dieser Schockmoment, es sind nur noch zwei Übernachtungen, das darf nicht wahr sein. Das widerspricht auch meiner Theorie, dass sich Panik, Ängst, Probleme leicht entzaubern lassen, wenn man/frau auf die Fakten/Tatsachen zurückgeht und weiterdenkt. Hier ist es die Tatsache, dass in drei Tagen Schluss ist, und es ist die Aussicht, dass dann in Deutschland der Kältetod, so oder so, droht. Da hilft nur die Gegenschocktherapie, französisches Frühstück (obgleich die Franzosen ganz anders den Tag beginnen): ein Figur-Zerstörer, so martialisch muss das ausgedrückt werden.


Der Schock sitzt tiefer, da muss Bewegung her, also los geht’s, zu Fuß, die Bikes im Hotel waren schon all weg, tja, nur der frühe Vogel fängt den Wurm. Gut, ich mag sowieso keine Würmer.  Abstecher in den Park, Schwäbisch im Park, da hätt‘ ich auch am Bodensee bleiben können. Aber es sind ja gerade die Menschen hier, von denen ich immerzu schwärme. Also widme ich mich dem Sonnntagsidyll von Christchurch. Die Bienen leisten Sonntagsarbeit, wenn das mal die Bienengewerkschaft spitz bekommt, sonntags gehört Papi doch den Kindern. Das Treiben ansonsten sonntäglich entspannt. Mein Blick schweift in die Ferne, grüne Insel, klar, dass das heute direkt mal widerlegt wird, wenn ich auf die Hänge von Christchurch blicke.


In der Stadt gemäßigter Trubel, nur an den tourineuralgischen Punkten herrscht reges Treiben, im Kino nicht, da ist alles entpersonifiziert, NZL ist vollelektronisch. Smash Palace streckt seine Arme nach Besuchern aus, ein kultiger kleiner Biergarten und coole music stores gibt’s auch, mit schon gebrauchter, also gehörter Musik in Vinyl und auf Silberscheibe.


Das thank you, das ist überall Kult nicht nur im Bus, so schön. Die sind alle so freundlich, also die von hier, und die gehen nachmittags, also im Hellen, schon zum Saufen, das macht sie so sympathisch  zumal sie nicht über den Durst trinken. Ich werde auch meine Ampelfteunde vermissen, den täglichen Kontakt, den wir mehrmals hatten. Die Männer machen die Frauen ebenso verrückt wie in Europa, wenn ich der Frau an der Ampel glauben kann, die zu ihrem Mann sagt „you drive me nuts“.


Veröffentlicht in ... unterwegs.

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